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Br. Josef, Br. Urs, Br. Richard, Br. John
Br. Josef, Br. Urs, Br. Richard, Br. John

Im Juni 2015 sind drei neue Brüder ins Kapuzinerkloster in Wil eingezogen. Neben Esstisch und Gebetsraum teilen sie die Liebe zu den Bergen und den Sinn für Humor.

URSULA AMMANN (Artikel aus der Wiler Zeitung)

Wil. Die Morgensonne fällt durchs Fenster in den Aufenthaltsraum des Kapuzinerklosters. Dort mahlt die Kaffeemaschine gerade auf Hochtouren. Ein Bruder nach dem anderen streckt den Kopf durch die Tür und nimmt am Tisch Platz. Es wird geplaudert und gelacht. Seit diesem Monat ist die Gemeinschaft um drei Brüder reicher: Bruder Urs Lehmann, Bruder Richard Muoser und Bruder John-Gualbert Menezes sind vor Kurzem eingezogen.

Sofort wieder zu Hause

Für Bruder Urs Lehmann ist das Kapuzinerkloster Wil nicht neu. Zehn Jahre lang war er hier Pförtner. 2006 zog er ins Kapuzinerkloster nach Altdorf und später nach Mels. Vor einer Woche ist er in die Äbtestadt zurückgekehrt. «Ich habe mich sofort wieder zu Hause gefühlt», sagt der 63-Jährige. «Man spürt hier eine Atmosphäre der Brüderlichkeit. Eine Atmosphäre, in der es sich gut atmen lässt.»

Nicht nur unter den Mitbrüdern sieht Bruder Urs Lehmann jeweils vertraute Gesichter, sondern auch unter den Besuchern in der Kirche. «Die Leute sind mit mir gewachsen», sagt er.

Auch die Umgebung kennt Bruder Urs Lehmann schon. Wenn er Zeit findet, geht er gerne wandern.

Die Berge im Gepäck

Wie Bruder Urs Lehmann ist auch Bruder Richard Muoser vom Kapuzinerkloster in Mels nach Wil gezogen. Seine Ankunft war am Mittwoch. Bereits am Tag darauf hat er einen Ausflug in die Altstadt unternommen – um sich im Rathaus anzumelden.

In Mels habe man ihm gesagt, dass es in Wil keine Berge gebe, erzählt der 79-Jährige. Von seinem Zimmerfenster könne er nun aber doch ein paar sehen. Er habe aber auch Berge in seinem Gepäck mittransportiert, lacht er. «Die Berge auf meinem Urner Wandkalender».

13 Sommer «z’Alp»

Bruder Richard Muoser ist in Bürglen im Kanton Uri aufgewachsen. Zu den Bergen hat er eine besondere Verbindung. 13 Sommer war er «z’Alp», bevor er als 32-Jähriger ins Kloster eintrat.

Bruder John-Gualbert Menezes hat die ersten 26 Jahre seines Lebens in Indien verbracht. Auch in Afrika hat er schon gelebt. Bevor er nach Wil kam, war das Kapuzinerkloster in Brig (VS) für 38 Jahre seine Heimat. Er habe innerlich geweint, als er von dort weggegangen sei, sagt der 83-Jährige. «Aber ich hätte nie gedacht, dass es hier so schön ist.» Er schätze das Gebetsleben und das gute Essen, sagt Bruder John-Gualbert Menezes. Was er hingegen vermisse, seien die Wallisser Berge.

Bruder John-Gualbert Menezes ist nach Wil gekommen, weil er hier eine pflegerische Unterstützung erhält. Es ist vor allem sein Knie, das ihm zu schaffen macht. Doch das Lachen ist dem passionierten Witze-Erzähler noch nie vergangen. Das sei gut für die Bauchmuskeln, sagt er. Sein Mitbruder Richard Muoser ergänzt: «Humor ist die beste Medizin, wenn man älter wird.»

Juni 2015